Vortrag Ethical Fashion Show 2015

Ministerialdirigent Dr. Bernhard Felmberg auf der Ethical Fashion Show 2015 in Berlin

Bündnis für nachhaltige Textilien – gemeinsam mehr bewegen

Sehr geehrte Damen und Herren!

Es ist mir eine besondere Freude heute hier auf der Ethical Fashion Show zu sein. Wenn man durch die Räumlichkeiten des Postbahnhofs geht, ist es beeindruckend, wie viele Unternehmen hier ausstellen und alle Nachhaltigkeit in die DNA ihres Unternehmens integriert haben.
Viele von Ihnen wissen bereits, dass das BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) sich für Nachhaltigkeit in globalen Wertenschöpfungsketten engagiert. Aber weshalb tun wir das?

„Alle Menschen soll eine gerechte Teilhabe an den Reichtümern unserer Erde ermöglicht werden – und damit auch ein Leben in Würde.“

  • Wir leben in einer dynamischen Zeit voller Veränderungen, in einer rasant wachsenden Welt [Täglich wächst die Bevölkerung um rund 225.000 Menschen].
  • Die Globalisierung und weltweite Arbeitsteilung hat unser tägliches Leben und Wirtschaften verändert.
  • Die Länder der Erde sind durch internationale Wertschöpfungsketten miteinander verwoben.
  • Nachhaltigkeit muss das Gestaltungsprinzip unseres Handelns werden, weltweit und in allen Dimensionen: ökologisch, ökonomisch, sozial und politisch-kulturell.
    • Alle Menschen soll eine gerechte Teilhabe an den Reichtümern unserer Erde ermöglicht werden – und damit auch ein Leben in Würde – ,
    • Wir müssen die Begrenzungen der Erde respektieren und ihre Beschaffenheit schützen, damit künftigen Generationen ein Leben auf diesem Planeten möglich bleibt.

Deshalb kann aus unserer Sicht nur ein Motto geben: Eine Welt – Unsere Verantwortung!
Aber das ist eine Aufgabe, die wir nur dann bewältigen können, wenn wir alle gemeinsam Verantwortung übernehmen. Sozusagen eine globale Partnerschaft eingehen.

  • Zwischen Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern,
  • Zwischen Staaten, Wirtschaft, Wissenschaft, Kirchen und Zivilgesellschaft.

Das BMZ tut schon viel, dass eine globale Partnerschaft Wirklichkeit wird.
Wir setzen uns zum Beispiel dafür ein, die sozialen und ökologischen Bedingungen in globalen Wertschöpfungsketten zu verbessern. Wir engagieren uns bereits im Baumwoll-, Kakao- und Kaffeeanbau, in der Fischerei und natürlich – darum geht es ja heute – im Bereich Textilien und Bekleidung.

 2. Warum engagiert sich das BMZ im textilen Textilbereich?

Für viele Entwicklungsländer stellt die Textil- und Bekleidungsindustrie eine Brückenindustrie dar. Das heißt, sie ist oft die entscheidende Stufe im Übergang des Landes von einer Agrar- hin zu einer Industriewirtschaft.
Mehr als 60 Mio. Menschen in der textilen Lieferkette tätig. Zählen wir die Kleinbauern im Baumwollanbau hinzu, kann man auch von 250 Mio. Menschen [Zahl von Herr Grobien Bremer Baumwollbörse] sprechen.

Die Textil- und Modeindustrie ist eine der wichtigsten Wirtschaftsbranchen in Bezug auf den Umsatz für Unternehmen, [Der weltweite Export von Textilien und Bekleidung betrug 2013 rund 766 Milliarden US Dollar. Länder wie Bangladesch oder Pakistan bestreiten bis zu 80 % ihrer Exporte über Textilien], aber auch als wichtige Einkommensquelle in Entwicklungs- und Schwellenländern [Lebens-grundlage]. Wie Sie als Experten der nachhaltigen Textilindustrie wissen, hat sich das BMZ mit der Textilbranche kein einfaches Handlungsfeld ausgesucht:

  • Die Wertschöpfungsketten sind komplex.
  • Einzelne Produktionsschritte sind häufig geographisch über mehrere Länder und Regionen verteilt.
  • Es gibt vielschichtige soziale und ökologische Missstände in den Produktionsländern.

Aus unserer Perspektive gehören derzeit zu den dringendsten Herausforderungen:

  • Die Umweltbelastung durch unzureichende Abwasser- und Abfallbehandlung sowie den unsachgemäßer oder übermäßigen Einsatz von Pestiziden [z. B. in der Baumwollproduktion],
  • Die Missachtung der ILO-Kernarbeitsnormen [z. B. durch Kinderarbeit auf den Baumwollfeldern oder Einschränkung der Vereinigungsfreiheit und Diskriminierung von Frauen in den Produktionsfabriken],
  • Der Unzureichender Arbeit- und Gesundheitsschutz sowie mangelnder Brandschutz und Gebäudesicherheit [vor allem auf den letzten Stufen der Lieferkette wie der Konfektionierung, Stichwort Rana Plaza]
  • Sowie niedrige Einkommen und Löhne, [die nicht zum Leben ausreichen].

An all diesen Punkten müssen wir ansetzen!
Wir, das BMZ, sind im textilen Bereich seit Jahren mit vielen verschiedenen Initiativen aktiv. Beispiele hierfür sind:

  • Cotton made in Africa hier haben wir von 2005-2010 eine strategische Allianz mitfinanziert, die sich dafür einsetzt, sozial und ökologisch akzeptable Bedingungen für Kleinbaumwollanbau zu verbessern und deren Einkommen steigern.
  • Competitive African Cotton Initiative – COMPACI finanzieren wir von 2008-2016 anteilig. Hierbei handelt es sich um ein länderübergreifendes Entwicklungsprogramm in neun afrikanischen Ländern [Benin, Burkina Faso, Côte d’Ivoire, Ghana, Kamerun, Malawi, Mosambik, Sambia, Tansania, Uganda]. Die Maßnahme stärkt die Integration von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in eine funktionsfähige Baumwollwertschöpfungskette. Nachhaltige Baumwollwirtschaft soll die ländliche Wirtschaftsentwicklung in Subsahara Afrika stärken und zur Armutsminderung beitragen.
  • Durch bilaterale Entwicklungszusammenarbeit unterstützen wir unsere Partnerländern bei der Verbesserung der nationalen Arbeits-, Sozial- und Umweltgesetzgebung und bei der Durchsetzung dieser Gesetze. Zum Beispiel unterstützt das BMZ seit 2010 in Bangladesch mehr als 800 Textilunternehmen durch Fortbildung und Beratung. Wir haben mit der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) staatliche Arbeitsinspektoren ausgebildet und sie mit Fahrzeugen, Messgeräten und Kameras ausgestattet, damit sie die Textilfabriken überprüfen können. Das BMZ unterstützt die Arbeit von Gewerkschaften und Zivilgesellschaft vor Ort, um die Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu stärken.

„Bundesminister Müller hat soziale und ökologische Bedingungen in der textilen Wertschöpfungskette zu einem seiner Schwerpunktthemen gemacht und hierbei eine enorme Schlagkraft entwickelt.“

Sie sehen, hier passiert schon viel!
Der Einsturz des Fabrikkomplexes Rana Plaza 2013, bei dem 1.130 Menschen starben und mehr als 1.500 Menschen schwer verletzt wurden, hat uns aber nochmals den Handlungsbedarf vor Augen geführt. Eine solche Katastrophe darf sich nicht wiederholen.

Dr. Bernhard Felmberg © BMZ

Dr. Bernhard Felmberg
© BMZ

Bundesminister Müller hat so-ziale und ökologische Bedingungen in der textilen Wertschöpfungskette zu einem seiner Schwerpunktthemen gemacht und hierbei eine enorme Schlagkraft entwickelt. 
Und wir können in diesem Jahr schon erste Erfolge verzeichnen. Mit großartiger Unterstützung unserer Kanzlerin haben wir es geschafft, das Thema ökologische und soziale Standards in globalen Lieferketten prominent auf der G7-Agenda zu platzieren. Die G7-Nationen haben sich in Elmau dazu verpflichtet, Multi-Stakehoder-Bündnisse (wie unser Textilbündnis) national wie international aktiv zu unterstützen, um Nachhaltigkeits-standards in verschiedenen Wertschöpfungsketten zu befördern. Darüber hinaus sollen die Produktionsländer unterstützt werden, den Anschluss an internationale Wert-schöpfungsketten zu schaffen und Nachhaltigkeitsstandards einzuhalten. Um die Bedingungen in den Wertschöpfungsketten zu verbessern, gibt es generell zwei grundlegende Optionen der Bundesregierung:

  • Zu einen eine gesetzliche Regelung zu verabschieden.

Hierbei muss beachtet werden, dass gesetzliche Regelungen auf nationaler Ebene nicht jede Eventualität in internationalen Wertschöpfungsketten berücksichtigen können.

  • Oder zum anderen freiwillige Selbstverpflichtungen zu fördern. Diese stellen eine gute Möglichkeit zur Umsetzung von Sozial- und Umweltstandards in global organisierten Lieferketten dar. Sie sind vor allem sinnvoll, wo nationalstaatliche Instrumente nicht hinreichend bzw. nicht vollumfänglich greifen.

Der Textilmarkt und die Bedingungen hier können nur fundamental verändert und bestehende internationale Standards flächendeckend umgesetzt werden, wenn wir gemeinsam Impulse setzen. Mit gemeinsam meine ich an dieser Stelle, alle Stakeholdergruppen: Unternehmen, Gewerkschaften, Zivilgesellschaft und der Staat.

 3. Warum ein Bündnis für nachhaltige Textilien?

Um die sozialen und ökologischen Missstände in der Textilindustrie zu verringern, hat Minister Müller daher im April letzten Jahres gemeinsam mit interessierten Unternehmen und Organisationen das Bündnis für nachhaltige Textilien angestoßen.
Ein halbes Jahr später, am 16. Oktober 2014, wurde das Bündnis offiziell gegründet. Gemeinsam mit deutschen Unternehmen, Branchenverbänden, Gewerkschaften und der Zivilgesellschaft sowie internationalen Nach-haltigkeitsinitiativen und Standardorganisationen wurde ein Aktionsplan erarbeitet.
Die entwickelten Bündnis-Standards orientieren sich an internationalen Leitlinien, den relevanten UN-Konventionen und den ILO Arbeitsnormen und fokussieren die einführend genannten Herausforderungen:

  • Verbot von Kinderarbeit, Förderung der Vereinigungsfreiheit und Nichtdiskriminierung.
  • Reduktion des Einsatzes von gefährlichen Chemikalien in den Produktionsprozessen bzw. wenn möglich sollen diese ersetzt werden.
  • Sicherstellen von Brand- und Gebäudesicherheit und Einführen von Arbeitsschutzmaßnahmen in den Produktionsstätten
  • sowie Anstreben eines existenzsichernden Lohnniveaus auf allen Wertschöpfungsstufen.

„Uns war daran gelegen, den Massenmarkt mit dem Textilbündnis zu erfassen, ohne unsere ambitionierten Ansprüche zu senken.“

Anfangs sind neben engagierten Nichtregierungsorganisationen und den Gewerkschaften eher Unternehmen beigetreten, die den ambitionierten Aktionsplan umsetzen können und als Vorreiter für Nachhaltigkeit in der Branche gelten. Aber auch eben diese Vorreiter haben sich dafür ausgesprochen, die breite Wirtschaft zu integrieren, weil man nur so etwas verändern kann.
Uns war daran gelegen, den Massenmarkt mit dem Textilbündnis zu erfassen, ohne unsere ambitionierten Ansprüche zu senken. Daher haben wir im stetigen Dialog mit der verfassten Wirtschaft und großen Unternehmen den bestehenden Aktionsplan präzisiert und eine neue verbindliche Grundlage geschaffen. Die Konkretisierungen umfassen folgende Aspekte

  • Neuer Bündnisgeist: Verpflichtung auf einen gemeinsamen Prozess der Zielverfolgung mit dem Zweck der Zielerreichung
  • Review-Prozess: Die Mitglieder des Textilbündnisses haben sich zudem auf die Entwicklung eines glaubwürdigen Kontrollsystems (Review-Prozess) geeinigt. Durch einen unabhängigen Dritten werden die Fortschritte aller Mitglieder regelmäßig überprüft und die Ergebnisse in einem Fortschrittsbericht dokumentiert. Ferner haben sich die Mitglieder des Textilbündnisses darauf verständigt, dass das Kontrollsystem Sanktionen vorsieht, wenn Mitglieder die Ziele des Textilbündnisses nicht verfolgen.
  • Internationalität: Aufgrund der Internationalität des Textil- und Bekleidungssektors verpflichtet sich das Bündnis, den Anschluss an europäische und internationale Initiativen und Institutionen zu verfolgen, um über nationale Grenzen hinweg für gleiche Wettbewerbsbedingungen und einen breiten Bündnisbeitritt zu sorgen.
  • Mittelstandsklausel: Die Bündnismitglieder sind sich einig, dass die Ziele nicht von allen Partnern auf gleichem Niveau und zum selben Zeitpunkt erfüllt werden können. Das ermöglicht auch kleinen und mittleren Unternehmen die Mitgliedschaft im Bündnis und die Schaffung gleicher Zugangs-voraussetzungen.

Auf dieser Basis ist uns mit dem Textilbündnis ist der Durchbruch gelungen. Inzwischen sind mit der Außenhandelsvereinigung des deutschen Einzelhandels (AVE), dem Handelsverband Deutschland (HDE) und dem Gesamtverband textil+mode weitere zentrale Akteure des Handels und der Textilindustrie Mitglieder des Bündnisses.
Auch Unternehmen, wie die Otto Group, Tchibo, H&M und C+A und viele weitere haben sich ebenfalls angeschlossen. Das Textilbündnis hat zum jetzigen Zeitpunkt mehr als 130 Mitglieder.

4. Wie werden die Ziele umgesetzt? Wie sehen die nächsten Schritte aus?

Nun beginnt die eigentliche Arbeit, die Umsetzung der im präzisierten Aktionsplan definierten Ziele.
Das Textilbündnis vernetzt die Ressourcen und die Expertise aller Partner. In Arbeitsgruppen arbeiten Vertreter aus den verschiedenen Stakeholdergruppen zusammen. Es sind bereits Arbeitsgruppen zu den Themen „Prozesschemikalien“ und „existenzsichernde Löhne“ aktiv.
Weitere Arbeitsgruppen zur Umsetzung von Maßnahmen vor Ort, konkrete Ausgestaltung des Review-Prozesses und der Kommunikationsstrategie des Textilbündnisses werden Mitte August 2015 durch den Steuerungskreis mandatiert.
Die Umsetzung der Bündnis-Standards kann nicht für alle Produktionsprozesse gleichzeitig erfolgen. Aus diesem Grund wird das Textilbündnis verschiedene prioritäre Handlungsfelder (Hotspots) auswählen und sukzessiv ausweiten, um dem ganzheitlichen Anspruch gerecht zu werden.

„So können wir dann auch in anderen Branchen die Einhaltung und Umsetzung von Nachhaltigkeitsstandards fördern.“

Nach diesem breiten Bündnisbeitritt der Wirtschaft Anfang Juni 2015 ist nunmehr die zentrale Voraussetzung geschaffen worden, um das Textilbündnis auch international zu positionieren und die konkrete Planung und Umsetzung von gemeinsamen Maßnahmen voranzutreiben. Die bevorstehende Umsetzungsphase des Textilbündnisses orientiert sich an folgenden vier strategischen Handlungssträngen:

  • Review & Anerkennung: Das Textilbündnis wird bestehende Standards nutzen und unternehmensinterne Instrumente anerkennen. Dafür wird nun ein Anerkennungssystem aufgebaut. Dies beinhaltet auch die Entwicklung des Kontrollsystems und die Etablierung eines Berichtswesens.
  • Umsetzung vor Ort: Nur erfolgt die Erarbeitung von konkreten, gemeinsamen Maßnahmen der Bündnismitglieder durch Up-Scaling bestehender Vorhaben, oder Aufsetzen von Neuvorhaben in den Produktionsländern.
  • Kommunikation: Es wird aktuell eine Kommunikationsstrategie entwickelt, wie gegenüber den Mitgliedern und Partnern und gegenüber der Öffentlichkeit die Kommunikation erfolgen soll.
  • Internationalisierung: Die Zusammenarbeit mit verschiedenen Regierungen und internationalen Organisationen, wie zum Beispiel der EU, OECD, G7 und ILO, besteht und wird weiter intensiviert. Des Weiter werden wir auch intensiver mit anderen Nachhaltigkeitsinitiativen und Standardorganisationen, wie FWF, BSCI, GSCP zusammenarbeiten.

Anschließend wollen wir die Erfahrungen und Erfolgsrezepte, die wir im Textilbereich sammeln, auch auf andere Sektoren übertragen. So können wir dann auch in anderen Branchen die Einhaltung und Umsetzung von Nachhaltigkeitsstandards fördern.

5. Wie kann man Transparenz von Nachhaltigkeitsstandards schaffen?

Wir können aber nicht nur auf der Produktionsseite ansetzen. Wir brauchen auch das Engagement der Konsumenten. Denn die Produktion von nachhaltig produzierten Textilen und Bekleidung muss sich für die Unternehmen auch lohnen, das heißt, sie muss vom Kunden honoriert werden. Diese Herausforderung kennen Sie sicherlich alle.
Doch dafür müssen die Kunden erst mal wissen, welche Unternehmen wirklich soziale und ökologische Kriterien entlang der Wertschöpfungsketten einhalten. Aussagekräftige Siegel sollen dabei helfen. Aber angesichts einer nahezu unüberschaubaren Vielzahl von Labels und Standards sprechen viele eher von einem „Siegeldschungel“.

Deshalb bleiben die Fragen:

  • Welche Standards halten, was sie versprechen, und was ist lediglich „Greenwashing“?
  • Wie können wir aus der Erfahrung bestehender Maßnahmen zur Standardsetzung, Zertifizierung und Akkreditierung lernen?
  • Und wie lassen sich die jeweiligen Ansätze zur Förderung von Standardsystemen sinnvoll verknüpfen und auf verschiedene Sektoren übertragen?

Antworten auf diese Fragen geben wir mit unserem „Qualitätscheck Nachhaltigkeit“, den wir mit anderen Ministerien auf den Weg gebracht haben. Ziel ist hierbei, Konsumenten durch den Vergleich von Standardsystemen über die Glaubwürdigkeit von Sozial- und Umweltsiegeln zu informieren.
Denn nur dann können sie bewusste Kaufentscheidungen treffen. Nur dann können sie ihre Macht nutzen und beeinflussen, ob sich sozial und ökologisch verantwortliche Produktionsbedingungen durchsetzen.
Das entsprechende Verbraucherinformationsportal „Siegelklarheit.de“ ist im Februar 2015 an den Start gegangen. Auch hier haben wir mit dem Textilbereich angefangen. Wir wollen die Vergleichsmöglichkeiten jedoch bald auch auf andere Produktgruppen ausweiten.
Damit helfen wir uns auch selbst in der öffentlichen Verwaltung. Denn eines ist klar: Als öffentliche Hand haben wir eine Vorbildfunktion. Wir können kaum von Konsumenten und Produzenten die Beachtung von Nachhaltigkeitskriterien erwarten, wenn wir nicht selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Transparente und unabhängige Zertifizierungssysteme helfen den Beschaffern, nachhaltig produzierte Produkte zu identifizieren.
Doch auch darüber hinaus setzt sich das BMZ dafür ein, die öffentliche Beschaffung nachhaltiger zu gestalten. Ich freue mich sehr, dass sich die Bundesregierung in ihrem kürzlich überarbeiteten Maßnahmenprogramm Nachhaltigkeit dazu verpflichtet hat, bis 2020 möglichst 50% der Textilien (ausgenommen Sondertextilien) nach ökologischen und sozialen Kriterien zu beschaffen.
Dadurch machen wir deutlich: Der Einsatz von nachhaltigen Textilien – auch im großen Stil – ist möglich. Und ich hoffe, dass wir damit viele Nachmacher ermutigen und Angebot und Nachfrage ankurbeln.

Der Wandel hin zu sozial- und ökologisch nachhaltigen Wertschöpfungsketten erfordert Vertrauen und einen langen Atem. Das wissen Sie, viele von Ihnen hier sind diesen Weg gegangen. Doch ich bin sicher, dass wir gemeinsam die Verhältnisse entlang globaler Wertschöpfungsketten weiter verbessern können.
Und dass wir gemeinsam Nachhaltigkeit in der Textil- und Bekleidungsindustrie Wirklichkeit werden lassen.

Ministerialdirigent Dr. Bernhard Felmberg