Vortrag Religion und Entwicklung, 22. September 2016, in Berlin

Religion und Entwicklung, 22.September 2016, in Berlin
Ministerialdirigent Dr. Bernhard Felmberg

Bei der heutigen Veranstaltung der CDU/CSU-Fraktion zu Religionsfreiheit hat die BK’in vor ca. 100 Parlamentariern aus 50 Ländern auch die BMZ Agenda zu Religion und Entwicklung und unsere Strategie positiv erwähnt:

„Zudem haben wir in der Entwicklungszusammenarbeit in den vergangenen Jahren verstärkt den Blick auf die Religionen gerichtet. Und das, so denke ich, aus guten Gründen. Die überwältigende Mehrheit derjenigen, die wir über Entwicklungsprojekte erreichen, bezeichnet sich als religiös oder sogar als sehr religiös. Die Gesundheitsversorgung, das Bildungssystem, soziale Dienstleistungen – all dies verantworten in den Partnerländern zum Großteil Religionsgemeinschaften bzw. ihre Hilfswerke und Organisationen. In Krisensituationen sind sie oft die einzigen, die Notleidenden zur Seite stehen.

Daher ist es folgerichtig zu überlegen, wie wir Religionsgemeinschaften noch stärker in die Entwicklungszusammenarbeit einbeziehen können. Dazu hat das zuständige Bundesministerium bereits ein Strategiepapier vorgelegt. Klar ist: Eine enge Kooperation kann es nur mit Partnern geben, die Religionsfreiheit eindeutig respektieren und daher zum Beispiel auch Menschen anderer Religionen Nothilfe zukommen lassen. Noch besser ist es natürlich, wenn sie sich darüber hinaus als Mitstreiter im Einsatz für mehr Religionsfreiheit erweisen.“

Das wollte ich Ihnen gerne z.K. geben. Den gesamten Text finden Sie hier:

httpss://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2016/09/2016-09-14-merkel-parlamentarierkonferenz.html;jsessionid=FCC6D51E88A380CF2464B912BA8C5DBA.s5t1

Vortrag KAS Religionsfreiheit, am 06. September 2016, in Berlin

KAS Religionsfreiheit, am 06. September 2016, in Berlin
Ministerialdirigent Dr. Bernhard Felmberg

Sehr geehrte Damen und Herren,

aus Syrien kommen schreckliche Bilder:

  • Krieg, Zerstörung, verwundete Männer, Frauen und Kinder.
  • Mich erinnern die Bilder aus Aleppo
    an das ausgebombte Dresden
    im Zweiten Weltkrieg.

Was diese Bilder uns nicht zeigen:

  • Die Zerstörung der religiösen Vielfalt.
  • Straßen, Häuser und Schulen können wieder aufgebaut werden,
    wenn der Krieg einmal vorbei ist.
  • Das friedliche Zusammenleben der religiösen Gruppen lässt sich nicht so leicht wiederherstellen.

Jede zerstörte Kirche im Nahen Osten, jede vertriebene jesidische Familie bedeutet: Vertrauen geht verloren.

  • Und damit die Grundlage menschlichen Zusammenlebens.

Religiöse Vielfalt geht verloren.

  • Und damit ein Erbe der Menschheit.

Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht!

  • Sie ist völkerrechtlich bindend.
    Wo sie verletzt wird, ist es ein Grund für Menschen, zu fliehen.

Die Bundesregierung hat im Juni 2016 einen Bericht vorgelegt, der die Verletzungen der Religionsfreiheit systematisch benennt.

  • Sie finden weltweit statt und reichen von administrativen Hindernissen bis hin zur Todesstrafe.

Wir müssen mehr tun, um Religionsfreiheit zu schützen!

  • Danke an die Konrad Adenauer Stiftung, die sich so intensiv engagiert.
Ministerialdirigent Dr. Bernhard Felmberg bei der Konrad-Adenauer-Stiftung Berlin

Ministerialdirigent Dr. Bernhard Felmberg bei der Konrad-Adenauer-Stiftung Berlin

Dieses Zusammenkommen hier ist schon eine wichtige Ermutigung!

  • Liebe Parlamentarier aus aller Welt:
    Ihr Netzwerk [International Panel of Parlamentarians for Freedom of Religion or Belief] ist ein wichtiger Beitrag!

Was können wir tun, um Religionsfreiheit weltweit zu schützen und zu stärken?

Ich bin überzeugt: Wir müssen die Religionen als Partner gewinnen.

  • Das klingt naiv, in Zeiten, in denen Terroristen Religion missbrauchen.
  • Aber gerade deshalb dürfen wir das Thema Religion nicht den Extremisten überlassen.
  • Wir müssen an das anknüpfen, was uns verbindet.
  • Wir müssen die freiheitlichen Elemente in den Religionen stark machen, die für Toleranz und Menschenrechte stehen.

In unserer Entwicklungspolitk werden wir das positive Potential der Religionen künftig viel stärker nutzen.

Denn Religion kann ein Katalysator für Entwicklung sein:

  • 80 Prozent der Weltbevölkerung gehören einer Religion an.
  • In vielen Partnerländern liegt dieser Wert noch höher: z.B. Nigeria 97 %.
  • Religiöse Netzwerke sind oft näher
    an den Menschen als staatliche Institutionen.
  • Eine Gesundheitsversorgung oder ein Bildungssystem ist in vielen Ländern ohne den Beitrag der religiösen Organisationen undenkbar.

Das sehe ich auf vielen meiner Reisen. In den Gesprächen merke aber auch:

  • Religionsfreiheit ist ein sensibles Thema in vielen Partnerländern.

Wir setzen daher insbesondere auf den Dialog zwischen den Religionen, um Vertrauen zu schaffen:

  • Auf den Philippinen fördern wir den Dialog zwischen Christen, Muslime und indigene Stammesführer.
  • In Ägypten bringen wir durch ein Forum christliche und muslimische Geistliche mit Publizisten, Künstlern und Lehrern zusammen.
  • Im Tschad unterstützen wir ein Kulturzentrum für christliche und muslimische Vereinigungen.

Wo Dialog stattfindet, kann Vertrauen entstehen. Und wenn Vertrauen da ist, wird auch das Zusammenleben der Religionen gelingen. In vielen Ländern ist das noch ein weiter Weg. Aber der Anfang ist gemacht.

  • Im Februar dieses Jahres waren über 250 Repräsentanten aus allen Weltreligionen nach Berlin eingeladen.

Erstmals hat Deutschland eine Strategie zu „Religionen als Partner in der Entwicklungszusammenarbeit“ vorgelegt.

Und wir haben eine internationale Allianz geschmiedet:

  • Die International Partnership on Religion and Sustainable Development, gemeinsam mit den USA, Schweden, Großbritannien, Norwegen, den Vereinten Nationen und der Weltbank.

Wo Religion als Teil des Problems erscheint, muss sie Teil der Lösung werden.

  • Denn für den Paradigmenwechsel hin zu einer gerechteren und friedlicheren Welt brauchen wir alle Kräfte!

Grußwort zur Eröffnung des Berliner Büro Plan e.V., am 08. September 2016, in Berlin

Eröffnung Berliner Büro Plan e.V.
Ministerialdirigent Dr. Bernhard Felmberg, 08. September 2016, Berlin

Sehr geehrter Herr Dr. Werner Bauch (Vorstandsvorsitzender PLAN),
sehr geehrte Frau Maike Röttger (Vorsitzende der Geschäftsführung PLAN),
sehr geehrte Frau Sonja Birnbaum (Büroleiterin Berliner Büro PLAN),
sehr geehrte Damen und Herren,

herzlichen Dank für die Einladung zur Eröffnung ihres neuen Büros hier in Berlin. Gern komme ich ihrer Einladung nach, ein Grußwort zu halten. Es freut mich natürlich ganz besonders, dass wir nun in einer Straße Nachbarn werden. Das wird die Kontakte zwischen BMZ und PLAN sicher noch weiter intensivieren.

PLAN ist ein langjähriger und geschätzter Partner unseres Ministeriums. Auf Ihre Arbeit vertrauen wir natürlich vor allem bei so wichtigen Themen wie Kinder- und Jugendrechten in der ganzen Welt oder der Gleichberechtigung der Geschlechter. Aber auch bei so drängenden Problemen wie umfassender Gesundheitsversorgung und Zugang zu Bildung leisten Sie eine unverzichtbare Arbeit. Es ist eine Arbeit, die als Grundlage hat, sich für andere einzusetzen, in diesem Fall für Kinder in Asien, Afrika und Lateinamerika. So entstehen Brücken zwischen Ländern und Kontinenten. Brücken, die es gilt weiter aufrecht zu erhalten und auszubauen.

Das PLAN-Büro in Deutschland existiert nun seit 1989, damit knapp 27 Jahre. In dieser Zeit hat es sich zu einem wichtigen Teil von PLAN International entwickelt. Wir hier im BMZ arbeiten seit über 15 Jahren sehr erfolgreich mit PLAN zusammen. Gemeinsam haben wir bis zum vergangenen Jahr bereits neunzehn Projekte mit einem Fördervolumen von mehr als 6,3 Mio. EUR umgesetzt, viele davon in Ländern in welchen einem staatlichen Engagement oft enge Grenzen gesetzt sind.

Für dieses und das nächste Jahr sind bereits weitere in Planung.

 Zu dieser Erfolgsgeschichte möchte ich Ihnen ganz herzlich gratulieren. Sie zeigt einmal mehr, wie wichtig zivilgesellschaftliches Engagement ist und was es Großartiges bewirken kann!

  1. Gemeinsames Engagement für die Post-2015-Welt

Auch im Rahmen der neuen umfassenden Agenda für nachhaltige Entwicklung – der Agenda 2030 – sind Sie als Organisation von besonderer Bedeutung: Bei der Umsetzung der in New York vereinbarten Ziele – der Sustainable Development Goals – kommt der Zivilgesellschaft eine ganz entscheidende Rolle zu. Denn, der Staat allein kann die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts nicht lösen. Ob Klimawandel, Bevölkerungswachstum, Armut, Wassermangel oder Hunger. Alle diese Probleme sind sehr komplex. Sie bedrohen das Leben zahlreicher Menschen weltweit und wir können sie nur bewältigen, wenn wir sie gemeinsam angehen. Deshalb werden gerade im Rahmen der SDGs die Kooperation und Koordination mit der Zivilgesellschaft – also mit Ihnen – immer wichtiger.

Diese Kooperation wird jetzt ja schon gelebt. Zum Gesundheitsziel wird es am 28. September eine große internationale Konferenz unter dem Titel „Leaving no one behind in Global Health“ hier in Berlin geben. Frau Röttger wird – auch in ihrer Funktion als Vorstandsmitglied von VENRO – mit unserem Minister Gerd Müller diskutieren, ob Deutschland als Trendsetter in Globaler Gesundheit weiter auf dem richtigen Weg ist. Ich denke dass solchen Formaten des gemeinsamen Austauschs auf Expertenebene die Zukunft gehört. Politik für nachhaltige Entwicklung ist mehr denn je eine globale Gemeinschaftsaufgabe!

Vor allem in Krisenzeiten – wir erleben sie momentan täglich, nehmen wir nur einmal den Syrienkonflikt oder die Flüchtlingskrise –  gewinnen Organisationen wie PLAN, die strategiefähig sind und im Rahmen der Agenda 2030 nachhaltig zu zivilgesellschaftlichem Aufbau beitragen können, immer mehr an Bedeutung. Ihre hohe Orientierung an den Bedürfnissen der Menschen vor Ort, Ihr Ziel die Eigeninitiative und Selbsthilfekräfte der betroffenen Menschen zu stärken sowie das Vertrauen, welches Sie innerhalb der Bevölkerung genießen, machen Sie zu einem starken Partner für die staatliche Zusammenarbeit. Die Stärkung der Rolle der Zivilgesellschaft ist deshalb ein Schwerpunkt der deutschen Entwicklungspolitik dieser Bundesregierung. Denn, nur gemeinsam können wir etwas bewegen!

Ich freue mich daher auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit in neuer räumlicher Nähe und bin gespannt was diese in der Zukunft für uns bereithält.

Seien Sie hier in der Stresemannstraße herzlich willkommen geheißen und auf einen guten Start in den neuen vier Wänden!

Vielen Dank.

 

Vortrag OSZE-Konferenz am 7. und 8. September 2016, Berlin

OSZE-Konferenz am 7. und 8. September 2016, Berlin
Ministerialdirigent Dr. Bernhard Felmberg

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich danke der OSZE für die Möglichkeit, an der heutigen Konferenz teilzunehmen und einen kleinen Beitrag zu der Diskussion eines solch wichtigen Themas leisten zu dürfen.

Menschenwürdige und gerechte Arbeitsbedingungen weltweit sind uns im BMZ ein wichtiges Anliegen. Dazu gehören die Abschaffung von Zwangsarbeit, die Bekämpfung von ausbeuterischen Arbeitsbedingungen und die schlimmsten Formen von Kinderarbeit ebenso wie Herausforderungen im Bereich Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit oder die fehlende Lohngleichheit zwischen Frauen und Männern.

Nehmen wir das Beispiel Kinderarbeit: Hier konnten in den letzten Jahren zwar einige Erfolge erreicht werden, jedoch arbeiten auch heute noch weltweit rund 85 Millionen Kinder unter ausbeuterischen und oft gesundheitsschädlichen und gefährlichen Bedingungen.

Wir im BMZ haben daher die Verankerung von Arbeitsstandards, Menschenrechten und Umweltstandards in globalen Lieferketten zu einem unserer Schwerpunkte erklärt. Globale Lieferketten umspannen den gesamten Erdball. Nach Schätzungen der ILO sind über 450 Millionen Menschen in globale Lieferketten eingebunden. Die Herausforderungen sind mannigfaltig, die Dimension immens. Nehmen wir das Beispiel Kinderarbeit: Hier konnten in den letzten Jahren zwar einige Erfolge erreicht werden, jedoch arbeiten auch heute noch weltweit rund 85 Millionen Kinder unter ausbeuterischen und oft gesundheitsschädlichen und gefährlichen Bedingungen. Führen wir uns die Gesamtzahl der arbeitenden Kinder von rund 168 Millionen vor Augen, wissen wir, dass wir noch lange nicht am Ziel sind.

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Vortrag Ethical Fashion Show Berlin 2016

Ministerialdirigent Dr. Bernhard Felmberg auf der Ethical Fashion Show in Berlin, am 29. Juni 2016

Sehr geehrte Damen und Herren,

Mittlerweile fühle ich mich wie ein alter Hase auf der Ethical Fashion Show und freue mich wieder hier zu sein und zu sehen wie facettenreich nachhaltige Mode ist.
Ich darf ja nur wiederkommen, wenn ich Neuigkeiten aus dem Bündnis für nachhaltige Textilien mitbringe. Somit ist es ein gutes Zeichen, dass Sie mich heute hier sehen.

„Unserem Ziel, bis 2018 weit mehr als zwei Drittel des deutschen Textil-Einzelhandels dabei zu haben, sehe ich mit Zuversicht entgegen.“

Während andere Institutionen mit Austrittsbekundungen von schwergewichtigen Mitgliedern zu kämpfen haben, wächst das Textilbündnis immer weiter. Unserem Ziel, bis 2018 weit mehr als zwei Drittel des deutschen Textil-Einzelhandels dabei zu haben, sehe ich mit Zuversicht entgegen.

Ministerialdirigent Dr. Bernhard Felmberg auf der Ethical Fashion Show 2016 2.0 in Berlin

Ministerialdirigent Dr. Bernhard Felmberg auf der Ethical Fashion Show 2016 2.0 in Berlin

Unternehmen stehen heute unter einem immensen Druck. Einem immer härter werdenden internationalen Wettbewerb. Es geht um Schnelligkeit, Innovationen und Kosten. Dies darf jedoch keine Ausrede sein. Wir können nicht hinnehmen, dass Bekleidung für uns unter Bedingungen produziert werden, die wir hierzulande nie zulassen würden.
Aus diesem Grund hat unser Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unter der Leitung von Bundesminister Dr. Gerd Müller gesagt: Wir übernehmen Verantwortung, wir gründen das Bündnis für nachhaltige Textilien.
Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Gewerkschaften und die Bundesregierung: Gemeinsam setzen wir uns für bessere Standards in der Textilbranche ein, vom Baumwollfeld bis zum Bügel, und zwar weltweit!

Wo stehen wir derzeit mit dem Textilbündnis.

  1. Status Quo im Textilbündnis

Ich kann sagen, das Textilbündnis wächst immer weiter! Seit dem Start im Oktober 2014 [mit 34 Mitgliedern, 1% Marktabdeckung] haben sich die Mitglieder verfünffacht auf heute über 180 Organisationen.

  • Mehr als drei Viertel [120 Unternehmen] davon sind Unternehmen und Verbände.
  • Unter ihnen große Handels- und Markenunternehmen wie die Otto Group, H&M, C&A, Adidas oder Puma, aber auch Spitzenverbände wie der Einzelhandelsverband Deutschland, Textil+Mode und Außenhandelsvereinigung des deutschen Einzelhandels
  • Es sind ebenso Nachhaltigkeitspioniere wie hessnatur, Vaude, Maas Naturwaren GmbH und der IVN [Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft].
  • Mehr als 20 Nichtregierungsorganisationen und fünf Standardorganisationen sind Mitglied im Textilbündnis.
  • Und wir als Bundesregierung sind mit verschiedenen Ressorts wie BMAS, BMUB und wir als BMZ vertreten.

„Im Textilbündnis verpflichten sich alle Mitglieder, gemeinsam daran zu arbeiten, dass unsere Kleidung nach anspruchsvollen Standards hergestellt wird.“

Uns ist allen klar, dass wir nur im breiten Bündnis [mit verschiedenen Anspruchsgruppen, Perspektiven und Ressourcen] etwas in der Branche verändern können. Vor allem wenn wir alle gemeinsam Verantwortung übernehmen, dann muss niemand fürchten, sich schlechter zu stellen. Wenn er auf bessere Bedingungen achtet – auf faire Löhne, Arbeits- und Umweltschutz über die gesamte Lieferkette hinweg.
Im Textilbündnis verpflichten sich alle Mitglieder, gemeinsam daran zu arbeiten, dass unsere Kleidung nach anspruchsvollen Standards hergestellt wird.

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„Soziales Europa – die Bedeutung des christlichen Wertekontextes“

„Soziales Europa – die Bedeutung des christlichen Wertekontextes“
Ringvorlesung Wilhelm Löhe Hochschule, am 8.Juni 2016

Dr. Bernhard Felmberg, Ministerialdirigent im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

In diesen Tagen haben viele Menschen den Eindruck, die Welt sei aus den Fugen geraten:
Der Nahe Osten scheint zu zerfallen, Terror bedroht nicht mehr nur Afghanistan, Irak, Syrien und weite Teile Afrikas, sondern auch Europa. Der Konflikt mit Russland um die Ukraine scheint da fast schon eine Kleinigkeit zu sein. Die Flüchtlingskrise bringt Europa an die Belastungsgrenzen. Nicht so sehr an die wirtschaftlichen Belastungsgrenzen, sondern an die Grenzen der Solidarität.

Wenn man in der Entwicklungspolitik arbeitet und sozusagen für das Gute in der Welt zuständig ist, dann kommen zu diesen Herausforderungen natürlich noch weltweite Armut, das Bevölkerungswachstum, der Hunger und die Vertreibung dazu. Und wie wenn das alles nicht schon genug wäre, spüren wir überall auf der Welt die Folgen des Klimawandels.

„Und was liegt in Zeiten der Verunsicherung näher, als die einfachen Antworten der Populisten?“

Ja, die Welt ist aus den Fugen geraten. Das spüren die Menschen. Auch wenn Sie die einzelnen Zusammenhänge nicht benennen können, bleibt doch ein Gefühl der Verunsicherung, der Überforderung, der Orientierungslosigkeit. Und was liegt in Zeiten der Verunsicherung näher, als die einfachen Antworten der Populisten? In ganz Europa haben diejenigen Aufwind, die uns alle zurückwünschen in eine Zeit, die übersichtlicher war. Übersichtlicher, weil es noch Grenzzäune gab. Übersichtlicher, weil man nicht so sehr mit kultureller und religiöser Vielfalt konfrontiert wurde.

  1. I) Kernthese/ Überblick

Ich möchte heute mit Ihnen die Frage diskutieren, wie wir im Europa des 21.Jahrhunderts dieser Verunsicherung, dieser Orientierungslosigkeit und Komplexität begegnen können.

Keine wirklich leichte Aufgabe und Frage in einem Europa, das heute besteht aus: 27 Mitgliedsstaaten, über 500 Millionen Bürgerinnen und Bürgern, 25 Mitgliedsstaaten, die untereinander auf Grenzkontrollen verzichten, 16 Mitgliedsstaaten, die über eine gemeinsame Währung verfügen, ein Europa der Wirtschaft und Poli­tik, Diplomatie und Bürokratie, Verhandlungen und Verord­nungen, Währungsunion (oder eben nicht), Schengen und Verträgen.

Tatsächlich aber ist Europa weitaus mehr – so jedenfalls der Anspruch: Europa heißt auch Frie­den, Europa heißt Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechts­staatlichkeit und Wahrung der Menschenrechte. Das sind die Werte, denen sich  Europa verpflichtet fühlt. Und deshalb lautet meine Kernthese auch:  Nur mit einem funktionierenden Wertekompass finden wir den Weg in die Zukunft!

Der Theologe Romano Guardini hat schon vor Jahrzehnten in seinem Buch „Tugenden. Meditationen über Gestalten sittlichen Lebens“ (erschienen  1967 in Würzburg) eine „Tugend-Liste“ aufgestellt, die aus 17 Begriffen besteht: Wahrhaftigkeit, Annahme, Geduld, Gerechtigkeit, Ehrfurcht, Treue, Absichtslosigkeit, Askese, Mut, Güte, Verstehen, Höflichkeit, Dank­barkeit, Selbstlosigkeit, Sammlung, Schweigen, die Gerechtigkeit vor Gott.

Tatsächlich  müssen auch wir uns wieder stärker mit dem auseinandersetzen, was Europa im Innersten zusammenhält. Europa ist nicht nur eine Freihandelszone, sondern eine Wertegemeinschaft. Und diese Werte basieren unter anderem auf unserer christlichen Tradition.

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