Vortrag KAS Religionsfreiheit, am 06. September 2016, in Berlin

KAS Religionsfreiheit, am 06. September 2016, in Berlin
Ministerialdirigent Dr. Bernhard Felmberg

Sehr geehrte Damen und Herren,

aus Syrien kommen schreckliche Bilder:

  • Krieg, Zerstörung, verwundete Männer, Frauen und Kinder.
  • Mich erinnern die Bilder aus Aleppo
    an das ausgebombte Dresden
    im Zweiten Weltkrieg.

Was diese Bilder uns nicht zeigen:

  • Die Zerstörung der religiösen Vielfalt.
  • Straßen, Häuser und Schulen können wieder aufgebaut werden,
    wenn der Krieg einmal vorbei ist.
  • Das friedliche Zusammenleben der religiösen Gruppen lässt sich nicht so leicht wiederherstellen.

Jede zerstörte Kirche im Nahen Osten, jede vertriebene jesidische Familie bedeutet: Vertrauen geht verloren.

  • Und damit die Grundlage menschlichen Zusammenlebens.

Religiöse Vielfalt geht verloren.

  • Und damit ein Erbe der Menschheit.

Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht!

  • Sie ist völkerrechtlich bindend.
    Wo sie verletzt wird, ist es ein Grund für Menschen, zu fliehen.

Die Bundesregierung hat im Juni 2016 einen Bericht vorgelegt, der die Verletzungen der Religionsfreiheit systematisch benennt.

  • Sie finden weltweit statt und reichen von administrativen Hindernissen bis hin zur Todesstrafe.

Wir müssen mehr tun, um Religionsfreiheit zu schützen!

  • Danke an die Konrad Adenauer Stiftung, die sich so intensiv engagiert.
Ministerialdirigent Dr. Bernhard Felmberg bei der Konrad-Adenauer-Stiftung Berlin

Ministerialdirigent Dr. Bernhard Felmberg bei der Konrad-Adenauer-Stiftung Berlin

Dieses Zusammenkommen hier ist schon eine wichtige Ermutigung!

  • Liebe Parlamentarier aus aller Welt:
    Ihr Netzwerk [International Panel of Parlamentarians for Freedom of Religion or Belief] ist ein wichtiger Beitrag!

Was können wir tun, um Religionsfreiheit weltweit zu schützen und zu stärken?

Ich bin überzeugt: Wir müssen die Religionen als Partner gewinnen.

  • Das klingt naiv, in Zeiten, in denen Terroristen Religion missbrauchen.
  • Aber gerade deshalb dürfen wir das Thema Religion nicht den Extremisten überlassen.
  • Wir müssen an das anknüpfen, was uns verbindet.
  • Wir müssen die freiheitlichen Elemente in den Religionen stark machen, die für Toleranz und Menschenrechte stehen.

In unserer Entwicklungspolitk werden wir das positive Potential der Religionen künftig viel stärker nutzen.

Denn Religion kann ein Katalysator für Entwicklung sein:

  • 80 Prozent der Weltbevölkerung gehören einer Religion an.
  • In vielen Partnerländern liegt dieser Wert noch höher: z.B. Nigeria 97 %.
  • Religiöse Netzwerke sind oft näher
    an den Menschen als staatliche Institutionen.
  • Eine Gesundheitsversorgung oder ein Bildungssystem ist in vielen Ländern ohne den Beitrag der religiösen Organisationen undenkbar.

Das sehe ich auf vielen meiner Reisen. In den Gesprächen merke aber auch:

  • Religionsfreiheit ist ein sensibles Thema in vielen Partnerländern.

Wir setzen daher insbesondere auf den Dialog zwischen den Religionen, um Vertrauen zu schaffen:

  • Auf den Philippinen fördern wir den Dialog zwischen Christen, Muslime und indigene Stammesführer.
  • In Ägypten bringen wir durch ein Forum christliche und muslimische Geistliche mit Publizisten, Künstlern und Lehrern zusammen.
  • Im Tschad unterstützen wir ein Kulturzentrum für christliche und muslimische Vereinigungen.

Wo Dialog stattfindet, kann Vertrauen entstehen. Und wenn Vertrauen da ist, wird auch das Zusammenleben der Religionen gelingen. In vielen Ländern ist das noch ein weiter Weg. Aber der Anfang ist gemacht.

  • Im Februar dieses Jahres waren über 250 Repräsentanten aus allen Weltreligionen nach Berlin eingeladen.

Erstmals hat Deutschland eine Strategie zu „Religionen als Partner in der Entwicklungszusammenarbeit“ vorgelegt.

Und wir haben eine internationale Allianz geschmiedet:

  • Die International Partnership on Religion and Sustainable Development, gemeinsam mit den USA, Schweden, Großbritannien, Norwegen, den Vereinten Nationen und der Weltbank.

Wo Religion als Teil des Problems erscheint, muss sie Teil der Lösung werden.

  • Denn für den Paradigmenwechsel hin zu einer gerechteren und friedlicheren Welt brauchen wir alle Kräfte!