1. Partnerkonferenz für die Süd-Nord-Komponente, Berlin

Ministerialdirigent Dr. Bernhard Felmberg auf  der 1. Partnerkonferenz für die Süd-Nord-Komponente, Berlin

60 Akteure aus 26 Nationen, Vertreter/innen des Auswärtigen Amtes und 3 Botschaftsvertreter/innen diskutieren bei der 1. Süd-Nord-Partnerkonferenz in Berlin, vom 9.-13. Mai 2016, über die Weiterentwicklung des Weltwärts-Süd-Nord-Programms.

Sehr geehrte Damen und Herren, Exzellenzen, Vertreterinnen und Vertreter der Botschaften von Indien, Südafrika, Mexiko und Bosnien und Herzegowina,

sehr geehrte  Vertreterinnen und Vertreter des Auswärtigen Amtes,

sehr geehrte Repräsentanten des weltwärts Programms in Deutschland

und ganz besonders begrüße ich die Vertreter und Vertreterinnen aus unseren Partnerländern.

Herzlich willkommen zu der 1. Partnerkonferenz für die Süd-Nord-Komponente hier in Berlin!

Der von mir geschätzte Arzt und Theologe Albert Schweitzer sagte einst: „Die einzigen wahrhaft Glücklichen unter uns werden die sein, die den Weg zum Dienst gesucht und gefunden haben.“
Dieser Satz trifft auf Sie zu. Denn Sie sind Weltwärts-Freiwillige oder unterstützen Weltwärts-Freiwillige. Das heißt, Sie engagieren sich für andere und das Gemeinwohl. So handeln Sie ganz im Sinne der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung.

Ministerialdirigent Dr. Bernhard Felmberg auf der weltwärts-Partnerkonferenz in Berlin, Mai 2016

Ministerialdirigent Dr. Bernhard Felmberg auf der weltwärts-Partnerkonferenz in Berlin, Mai 2016 ©BMZ

Seit dem 01. Januar 2016 haben wir mit der Agenda 2030 einen Weltzukunftsvertrag. Erstmals haben sich alle Staaten der Welt geeinigt, gemeinsam Zukunftschancen zu schaffen:

  • für ein würdiges Leben aller Menschen dieser Welt und
  • für eine Entwicklung, die unseren Planeten nicht überfordert.

Um die Agenda erfolgreich umzusetzen, braucht es globales Lernen und eine starke Zivilgesellschaft. Den Rahmen dafür bilden globale Partnerschaften. Der entwicklungspolitische Lern- und Bildungsdienst weltwärts setzt genau hier an!

„Seit Beginn des Programms im Jahr 2008 sind rund 26.000 Freiwillige in über 80 Länder ausgereist.“

Viele junge Menschen haben Interesse daran, entwicklungspolitische Projekte im Ausland zu unterstützen. Daher hat das BMZ 2008 „Weltwärts“ ins Leben gerufen.
weltwärts ist in sieben Jahren zu einem Erfolgsmodell geworden. Das zeigen unter anderem die Zahlen des Programms. Hinter jeder Zahl verbergen sich spannende und individuelle Erfahrungen:

  • Seit Beginn des Programms im Jahr 2008 sind rund 26.000 Freiwillige in über 80 Länder ausgereist.
  • Aktuell setzen 155 zivilgesellschaftliche Entsendeorganisationen und zahlreiche Partnerorganisationen die Nord-Süd-Komponente
  • Und schon seit 2013 empfangen wir in Deutschland Freiwillige aus unseren Partnerländern mit der weltwärts Süd-Nord Komponente. Bis heute haben 456 Freiwillige daran teilgenommen.

Was ist das Neue an dieser Süd-Nord Komponente?

Junge Menschen aus den Partnerländern des weltwärts-Programms können in Deutschland einen Freiwilligendienst leisten. Dadurch ist weltwärts heute ein wirklicher Freiwilligen-AUSTAUSCH und keine Einbahnstraße. Denn wir können alle voneinander lernen.
Das Interesse an der neuen Komponente ist groß. Aktuell beteiligen sich 66 deutsche Aufnahmeorganisationen sowie etwa 245 Organisationen in den Partnerländern an der Pilotphase der Süd-Nord-Komponente.
Wir können alle stolz sein: auf die hohen Zahlen der entsendeten deutschen Freiwilligen und den schnellen Aufwuchs der aufgenommen Süd-Nord-Freiwilligen in Deutschland.
An dieser Stelle herzlichen Dank!

  • den Freiwilligen für Ihre Offenheit,
  • den Regierungen der Partnerländer für Ihre Unterstützung des Programms und
  • den vielen ehren- und hauptamtlich engagierten Mitarbeitenden der Aufnahme- und Partnerorganisationen und der Einsatzstellen in Deutschland!
  1. Wo sind wir top? 

Die Süd-Nord-Komponente ist – auch dank Ihres Engagements – sehr viel schneller gewachsen als geplant: 150 Freiwillige nahmen am ersten und 250 Freiwillige im zweiten Zyklus teil. So haben wir das ursprüngliche Ziel[1] bereits übertroffen. In diesem Jahr gehen wir von etwa 600 Freiwilligen aus. 2017 könnten wir sogar die 800-Marke knacken!
Von der positiven Wirkung des Süd-Nord-Programms berichtet zum Beispiel Irena Balbuena aus Argentinien. Sie schrieb nach ihrem Freiwilligendienst in Deutschland:

„Vor allem habe ich gelernt, dass die Welt nicht in Argentinien aufhört, sondern dass es sehr viel mehr gibt.
Das ist das Wichtigste, was ich den Kindern mitbringen und erklären kann. Die Kinder aus dem Stadtviertel, in dem ich arbeite, denken oft, dass es normal ist, dass sie nicht mehr Möglichkeiten im Leben haben. Sie nehmen es hin, wenn sie nicht zur Schule gehen können – dabei sollten alle Kinder dieselben Möglichkeiten haben. Aber das müssen die Kinder erst einmal erfahren. Sie müssen wissen, dass sie Rechte haben – z.B. auch auf Bildung und dass sich jemand um sie kümmert.“

 

Ministerialdirigent Dr. Bernhard Felmberg auf der weltwärts-Partnerkonferenz in Berlin, Mai 2016

Ministerialdirigent Dr. Bernhard Felmberg auf der weltwärts-Partnerkonferenz in Berlin, Mai 2016 ©BMZ

Herausforderungen 

Doch natürlich gibt es auch Herausforderungen. Die meisten Beteiligten sehen die Visavergabe als schwierig an. Denn die Visaablehnungen für weltwärts Süd-Freiwillige steigen langsam, aber kontinuierlich – insbesondere in afrikanischen Ländern. Ein Grund ist eine restriktivere Visavergabe weltweit.
Um hier Abhilfe zu schaffen, arbeiten wir eng mit dem Auswärtigen Amt und den Deutschen Botschaften vor Ort zusammen. Mit einigen Ländern arbeiten wir mit Hochdruck daran, gemeinsame Memoranden of Understandings (MoU) abzuschließen. Das soll die Visavergabe für weltwärts- Freiwillige erheblich erleichtern.
Auch muss ein Aufwuchs zwar stetig, aber in Maßen vonstattengehen. Sie wissen nur zu gut: Das Gewinnen von Gastfamilien und Einsatzstellen erfordert Geduld und Einsatz. Sowohl in den Partnerländern als auch in Deutschland entstehen die Strukturen für die Umsetzung erst.

  1. Weltwärts Süd-Nord im nationalen und internationalen Kontext

Doch der Weg, den wir eingeschlagen haben, ist richtig:

Das International Forum for Volunteering in Development, ein weltweiter Zusammenschluss von Freiwilligendienstorganisationen, ruft dazu auf, wechselseitige Freiwilligendienste zu entwickeln.
Es gibt bereits länger etablierte Austauschformate, die auf Wechselseitigkeit angelegt sind, wie etwa das staatlich geförderte Programm Norwegens oder den durch die EU geförderten Europäischen Freiwilligendienst. Nun reiht sich auch Deutschland mit einem staatlich geförderten Süd-Nord-Austausch ein!

  1. Ausblick: Die Zukunft von Süd-Nord

Meine Damen und Herren, die Süd-Nord-Komponente ist ein Erfolg! Die Zahlen belegen das.
Sie hat auch geholfen,  die Zusammenarbeit mit den afrikanischen Partnern verstärken zu können. Dies ist auch eines der Ziele der von Bundesminister Dr. Müller initiierten Deutsch-Afrikanischen Jugendinitiative, die er am 30. Juni gemeinsam mit der Afrikanischen Union offiziell der deutschen Öffentlichkeit vorstellen wird.
Wir alle hier sind überzeugt von der Süd-Nord-Komponente. Ob auch die externen Prüfer überzeugt sind, die das Programm gegenwärtig evaluieren, werden wir Anfang 2017 wissen. Dann soll der Prüfbericht vorliegen.
Sollte der Bericht uns auch „Hausaufgaben aufgeben“. werden wir diese gerne gemeinsam mit Ihnen angehen.
Ein besonderer Erfolgsfaktor von weltwärts ist die Förderung der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit von Rückkehrerinnen und Rückkehren des Programms in Deutschland. Von den bisher befragten zurückgekehrten Freiwilligen engagieren sich über 70 Prozent  oder werden dies in Zukunft tun. Das ist eine stolze Quote! So sorgt weltwärts für engagierten Nachwuchs, der für die Zukunftsaufgaben unserer Gesellschaften gerüstet ist. Deswegen ist uns als BMZ dieses Programm so wichtig.
Unser Ziel ist auch, die Süd-Nord Freiwilligen dabei zu unterstützen, sich nach der Rückkehr zu engagieren! Morgen werden Sie darüber diskutieren

  • was Rückkehrengagement in der Süd-Nord-Komponente bedeutet,
  • inwiefern es sich von der Rückkehrarbeit in Deutschland unterscheidet,
  • aber auch von welchen bewährten Methoden (best-practice) wir lernen können.

Weltwärts ist eine „globale Partnerschaft im Kleinen“. Spinnen Sie den Faden weiter! Dabei ermutige ich Sie, uns Ihre Anregungen und Ihre Kritik mitzuteilen. Der Arzt und Theologe Albert Schweitzer sagte auch: „Es kommt in der Welt vor allem auf die Helfer an – und auf die Helfer der Helfer.“